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Ein Holz-Mann beißt sich weltweit durch - Karlheinz Hess agiert unermüdlich in Wäldern und Gärten

Nachricht / Pressemeldung vom: 03.09.2005

Von Eva M. Lüft (Main-Echo Aschaffenburg)

Angefangen hat alles mit der Zapfenpflückerei. Was im Odenwald zunächst als Notarbeit galt und bis in den 30-jährigen Krieg zurück reicht, nutzte der Kirchzeller Rudolf Hess, um 1965 einen Zapfenpflücker-Betrieb zu gründen. Auch Sohn Karlheinz Hess hat schon früh in dem Unternehmen des Vaters mitgeholfen. »Im Laufe der Zeit mussten wir aber feststellen, dass es immer weniger Aufträge gibt«, erinnert sich Karlheinz Hess.
 

Statt Nachpflanzung nun mehr Naturverjüngung

Zurückzuführen sei dies hauptsächlich darauf gewesen, dass der Fichte regelrecht der »Garaus« gemacht worden sei. Der schnell wachsende Baum war einst eine gute Einnahmequelle. Doch die Tendenz im Forst, statt auf Nachpflanzung nun mehr auf Naturverjüngung zu setzen, habe dazu geführt, dass auf einmal mehr Edel-Laubholzarten wie Ahorn, Esche und Kirsche angepflanzt worden seien. Vor allem in den 90er Jahren hat sich diese Entwicklung laut Karlheinz Hess immer mehr durchgesetzt.
 

Windwurf 1990 setzt Zapfenpflückerei ein Ende

Der von allen Forstleuten gefürchtete Windwurf hat wohl aber 1990 den »Tod« der Zapfenpflückerei eingeläutet. Damit kam schließlich auch die Flaute auf den Hess'schen Betrieb zu. Eine Umorientierung war erforderlich. Vom Zapfenpflücken alleine
war das Unternehmen nicht mehr aufrecht zu erhalten. Nützlich waren Rudolf Hess damals vor allem seine Kontakte, die er während seiner Hochzeiten im Zapfenpflücken zu den Staatlichen Forstämtern und zur Forstbranche ganz allgemein geknüpft
hatte. So war er dort kein Unbekannter mehr und es gelang ihm schließlich sogar, mit seiner Firma mehr und mehr in die Forstwirtschaft hineinzuwachsen.
Fällen, Rückearbeiten, Schälen und Transportieren der Hölzer waren jetzt die Hauptaufgaben, die es zu erledigen galt.
Forstservice (Holzhandel), Forstwirtschaft und Gartenbau sind inzwischen die drei Standbeine, die sich Karlheinz Hess in Kirchzell geschaffen hat. Der mittlerweile 78 Jahre alte Senior Rudolf Hess steht ihm dabei immer noch gerne mit Rat und Tat zur Seite und führt so manch wichtige Verhandlungsgespräche mit großem Geschick.

Forstlicher Vollernter: Der Harvester

Harvester ist die gebräuchliche Bezeichnung für einen forstlichen Vollernter. Wegen der hohen Lohnnebenkosten ist der Einsatz dieser teuren Maschinen in Deutschland betriebswirtschaftlich oft vorteilhafter als motormanuelle Arbeit. 20 Waldarbeiter sind damit ersetzbar. Bei der Aufarbeitung von Sturmholz reduziert der Einsatz dieser Maschinen die Unfallgefahr erheblich. Diese Großmaschinen sind in der Lage, die gefährlichen Spannungen der Bäume zu lösen. Auch bei Borkenkäfer-Befall ist der Einsatz eines Harvesters sinnvoll, da es dann erforderlich ist, insgesamt großflächig abzuholzen.

Rohholz-Lieferant als Zwischenhändler

Mit dem Forstservice erzielt Karlheinz Hess knapp 90 Prozent seines gesamten Firmenumsatzes. Er liefert in diesem Bereich zum Beispiel Rohholz als Zwischenhändler an Sägewerke: »Ich nehme deren Bestände auf, weiß, was sie brauchen, ergänze dann die Lagerhaltung und kann ganz kurzfristig reagieren.« Kleinere Sägewerke bräuchten zum Beispiel entrindetes Holz. Dafür habe er entsprechende Maschinen abrufbar. Hess legt Wert darauf, dass auch der jeweilige Eigentümer diese fachgerecht bedient. Er besitzt keine dieser teuren Geräte, sondern vermittelt sie nur.
Karlheinz Hess will die Entwicklung vorantreiben. »Demnächst wird es einen engeren Zusammenschluss mit den Kommunen geben«, ist der Juniorchef ein wenig stolz. Breuberg, Bürgstadt und Eichenbühl »sitzen« schon bald mit im Hess'schen Boot.
Ergeben habe sich diese neue Partnerschaft durch Hess' neue Form der Waldbewirtschaftung in Großheubach – unterfrankenweit ein Modellprojekt. Hess hat dort die Bewirtschaftung als Forstdienstleister übernommen und zahlt dafür der Gemeinde eine Pacht. Zehn Jahre lang wird er sich nun mit seinen Angestellten um alle im dortigen Wald anstehenden Arbeiten kümmern. Modernste Technik und Forstexperten werden ihm dabei zur Seite stehen.
Doch mit Breuberg, Bürgstadt und Eichenbühl sind vorerst nur »zarte« Kooperationsbande geplant. So soll vor allem hier verstärkt der Harvester, ein forstlicher Vollernter, zum Einsatz kommen. »Es handelt sich vielmehr um einen lockeren Zusammenschluss nach schwedischem Vorbild«, betont Karlheinz Hess. Es gebe allerdings bereits Vorgespräche mit weiteren Kommunen.
Zunächst will er sich jedoch intensiv dem Modellprojekt Großheubach widmen. Wenn sich das alles, was er hier plant, tatsächlich realisieren lässt, will er weitere Projekte angehen. »Ich will am Beispiel Großheubachs beweisen, dass man aus der Arbeit im Wald auch Kapital schlagen kann; ich habe mir ein Gewinn-Minimum von fünf Prozent gesetzt. Auf jeden Fall will ich zeigen, dass dieses Modell lebensfähig ist«, erklärt der Kirchzeller. Dennoch: Im kommenden Winter schon will er anfangen, Eichenbühl seinen »Stempel« aufzudrücken. Dann nämlich sollen die dortigen zwei Waldarbeiter und der Förster ihr
Tätigkeitsfeld auch auf andere Reviere ausdehnen. »Die Personalpolitik der Kommunen muss eine andere werden«, so Karlheinz Hess. Ganz wichtig ist dem 44-Jährigen, für seine Projekte Sponsoren zu gewinnen.Für Großheubach ist er schon fündig geworden: Dort werden sich ein großes Unternehmen und ein privater Investor an der Finanzierung eines ein Kilometer langen
Waldlehrpfads rund um den Engelberg sowie um die Wiederherstellung und Erhaltung des so genannten Saustalls kümmern. Der Lehrpfad soll bis Weihnachten fertig geplant sein. Rollstuhlgerecht und für Kinderwagen geeignet sind für Karlheinz Hess
dabei zwei besonders wichtige Kriterien.

Der Kirchzeller Forstbetrieb von Karlheinz Hess ist weltweit gefragt und oft mit Spezialfahrzeugen im Einsatz. Ob Hebebühne (oben links), Harvester (Vollernter) oder auch Forwarder (Rückezug): Die Arbeit des 44-Jährigen und seines sorgfältig geschulten Personals ist nicht immer ganz ungefährlich.
Extravagante Gartenanlagen mit speziell ausgetüftelten Beleuchtungssystemen sollen sich laut Karlheinz Hess künftig auch weniger Betuchte leisten können. Er hat sich eigens ein Konzept dafür ausgedacht, das er schon bald umsetzen will.

Auch im Gartenbau will Hess neue Wege gehen. Der gelernte Kaufmann, der gerne Architektur studiert hätte, lebt seine Liebe zur Gestaltung in diesem Bereich so richtig aus. Hier hat er eine ganz pfiffige Idee entwikkelt: »Wenn junge Paare ein Haus gebaut haben, bleibt zum Schluss gerade mal noch Geld für die Einrichtung der Küche übrig, für die Anlage eines Gartens reicht es meist nicht mehr«, weiß Hess aus Erfahrung. Um dem abzuhelfen, will er künftig seine Dienstleistungen separat anbieten. Die Bauherren sollen die Möglichkeit haben, die Firma Hess zum Beispiel nur mit der Planung des Gartens
zu beauftragen und den Rest selbst zu übernehmen. Oder aber die Gartenbauabteilung kümmert sich ausschließlich um die Bauleitplanung (das Personal stellt der Bauherr, also einer der Hess'schen Vorarbeiter ist dabei, gearbeitet wird auch samstags). Die dritte Möglichkeit: Die Kirchzeller liefern nur das Material, also die Baustoffe, Pflanzen und Beleuchtung.
Schließlich gibt es noch eine letzte Variante: Hess stellt alle Spezialfahrzeue sowie Fahrzeuge mit und ohne Bedienung zur Verfügung. »So wird es dann auch für den weniger betuchten Bauherrn erschwinglich sein, seinen Garten schön zu gestalten«, ist Karlheinz Hess überzeugt.


Die richtigen Leute am richtigen Platz

Verbesserungen in der Forstwirtschaft sind laut Hess kaum mehr möglich: »Was hier noch zu verbessern wäre, ist minimal«, sagt er. Das A und O sei, Fachleute, vor allem aber die richtigen Leute am richtigen Platz einzusetzen.
Insgesamt möchte er noch mehr Holz als bisher verkaufen. Den Handel betreibt er derzeit mit China, Indien und Korea. Diese Länder bräuchten überwiegend Bau- und Möbelholz. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die dortige Wirtschaft boome. Weitere Kunden sind neben einigen Gemeinden und privaten Forstverwaltungen kleine und mittelständische Sägewerke (Hess: »Große sind
zu unpersönlich.«). Im Gartenbau-Bereich liegt der Schwerpunkt auf der Pflege (zum Beispiel bei Firmen wie »Ziemann und Bauer«, den Odenwaldfaserplattenwerken »OWA« in Amorbach oder der Firma »Rauch« in Freudenberg). Den Forstservice hat
er auf den gesamten süddeutschen Raum ausgedehnt, arbeitet aber hauptsächlich im Schwarzwald.
Als nicht ganz ausgereift und daher noch ausbaufähig betrachtet Hess seine Holzbörse im Internet. Damit will er künftig noch mehr Holz gezielter als bisher vermarkten. Sein erster Versuch damit ist gescheitert: »Wir hatten das Ganze weltweit geplant;
jeder Interessent sollte die Möglichkeit haben, Holz, ohne es zu sehen, über unsere Homepage zu jeder Zeit zu bestellen. Doch das alles hat sehr viel Zeit und Geld gekostet«, erklärt er. Aufgegeben hat der Kirchzeller aber deshalb noch lange nicht. Mit einer passenden Rahmensoftware sei dies schon bald möglich. Der 44-Jährige hat noch viele Ideen. Das Meiste ist noch nicht spruch-, respektive druckreif. Einiges aber formiert sich schon wieder in den Hirnwindungen des Unternehmers mit ausgeprägtem Hang zum Perfektionismus. 

Vorbild Schweden

Heutzutage kommen in der Forstwirtschaft hochmoderne Techniken zum Einsatz. Um den Absatz zu steigern, hat sich der natürliche Kreislauf den wirtschaftlichen Bedürfnissen angepasst. In Südschweden zum Beispiel werden im ökologischen Waldbau riesige Forstmaschinen genutzt. Die sechsbeinigen Fahrzeuge krabbeln wie überdimensionale Insekten durch den Wald – ohne das Niederholz zu schädigen. In Südschweden gibt es die Unternehmensgruppe »Södra«, die aus 35 000 Waldbesitzern besteht. Die Mitglieder haben nach einem Orkan seit Januar dieses Jahres ungefähr 43 Millionen Festmeter Holz verloren. Über 75 Millionen Festmeter liegen am Boden.
Die dort jetzt eingesetzten Erntemaschinen haben allerdings nichts mehr mit Holzfäller-Romantik zu tun. Mit Bordcomputer und Sensoren rodet ein derartiges Maschinen-Monster in zwei Tagen eine Fläche von sechs Fußballfeldern. Inzwischen ist das Unternehmen einer der größten und modernsten Holz- und Zellstoffproduzenten Europas.
Was hier betrieben wird, ist nachhaltige Forstwirtschaft. Nur 70 Prozent des jährlich zur Schlagreife nachwachsenden Baumbestands werden auch gefällt. »Södra« lebt quasi von den Zinsen und nicht vom Kapital. Täglich sind die Erntemaschinen per E-Mail erreichbar. Die Sägewerke sind je nach Bedarf in der Lage, Länge und Durchmesser der benötigten Baumstämme direkt an den Bordcomputer im Wald weiterzuleiten. Es werden immer genau die Bäume gefällt, die zur Weiterverarbeitung benötigt werden – ökologische Forstwirtschaft.
Karlheinz Hess aus Kirchzell arbeitet bis Jahresende über einen Werkvertrag für diese Unternehmensgruppe. Somit erhält er einen hilfreichen Einblick in die Waldbewirtschaftungs- und Holzhandelsstrukturen Schwedens, die für ihn in seinem Kirchzeller Unternehmen wiederum hilfreich sind.
Die technisch perfektionierte Arbeit der schwedischen Unternehmensgruppe »Södra« fasziniert Karlheinz Hess sehr. Dort werden inzwischen nur noch genau die Bäume gefällt, die zur Weiterverarbeitung nötig sind. Die Organisation des Ganzen steht und fällt mit dem Einsatz von Computern.

(Der Artikel wurde veröffentlicht in der Sonderausgabe des Main-Echos zur Michaelismesse Miltenberg (26. August bis 4. September 2005)

 

 

 

Veröffentlicht am: 03.09.2005

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